Ein zukunftsweisendes Projekt wurde kürzlich von der Bio-Ortswärme Seefeld GmbH gestartet. Mit einer gemeindeübergreifenden Plattform (#communergie) will GF Andreas Glatzl auf Gemeindegebäuden, touristischen Betrieben und Privathäusern Photovoltaikanlagen betreiben und Seefeld mit günstiger Ökoenergie versorgen.
Aus aktuellem Anlass führte die PZ mit GF Glatzl das folgende Interview.
PZ: Die Ortswärme Seefeld ist in der Region keine Unbekannte. Wo steht die Ortswärme heute, und wie lief das vergangene Jahr?
Andreas Glatzl: Die Ortswärme Seefeld ist seit ihrer Gründung 2006 nicht nur größer, sondern auch breiter geworden. Wir sind aktuell bei gut 25 Kilometern Fernwärmenetz und mehr als 350 Objekten, die wir an die Wärmeversorgung angeschlossen haben. Wir wenden jedes Jahr rund 100.000 Schüttraummeter Hackschnitzel auf, um Energie zu erzeugen. Wichtig ist uns dabei auch, dass die Anlieferung regional erfolgt. Unser Anspruch war, ist und bleibt die nachhaltige Versorgung unserer rund 9.000 Kunden 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Im Schaltjahr auch einen Tag mehr.
PZ: Was habt ihr denn an neuen Dienstleistungen?
Andreas Glatzl: Wir produzieren grünen Strom seit 2016 aus unserem Kleinwasserwerk und seit 2017 auch durch Hackschnitzel. Da wir unser Fernwärmenetz fortwährend erweitern, führen wir Maßnahmen zur Erhöhung der Leistung und Sicherung der Versorgung durch. Zum Beispiel haben wir in den letzten beiden Jahren große Pufferspeicher und Verteilpumpen beim Bahnhof und in der WM- Sporthalle errichtet. Durch die Kampagne „Raus aus Öl und Gas“ sind wir da schon sehr weit vorn dabei.
PZ: Aktuell kommt das Thema Photovoltaik dazu.
Andreas Glatzl: Durch das Produkt #communergie wollen wir die Bewohner bei der Photovoltaik stärker einbinden. Die Energiewende kann nicht ohne die Menschen funktionieren, die künftig als Prosumenten dabei sind, den Klimawandel zu bewältigen.
PZ: Was genau sind Prosumenten?
Andreas Glatzl: Prosumenten sind sowohl Produzenten als auch Konsumenten. Die Idee dahinter ist, dass wir die Energie dort erzeugen, wo sie auch verbraucht wird. Profitieren sollen davon unsere Kunden.
PZ: Welche Ambitionen habt ihr für den Bereich Photovoltaik?
Andreas Glatzl: Wir errichten 2023 im ersten Schritt rund 1.800 Module, die jährlich 700.000 Kilowattstunden Sonnenstrom produzieren. Dabei konzentrieren wir uns auf öffentliche Gebäude wie Volksschule, Musikschule, Mittelschule, Kindergarten, Bauhof und Feuerwehr. Natürlich wollen wir auch bei unseren Ortswärme-eigenen Gebäuden errichten. Wir werden in einer zweiten Etappe weiter öffentliche Gebäude und die gemeindeeigenen Betriebe weiter einbinden. Die Kläranlage benötigt sehr viel Strom und hat damit gute Voraussetzungen. Genauso auch die Bergbahnen und ihre Gebäude. Die Ambition ist und bleibt, als Vorausdenker gegen den Klimawandel einen entscheidenden Beitrag zu leisten. Da unser Kundenstamm wächst, werden wir täglich mehr und damit auch stärker in unserer Reichweite.
PZ: Der Kundenstamm wächst also und mit ihm die Ortswärme?
Andreas Glatzl: Die Ortswärme liefert aktuell über 50 Millionen Kilowattstunden ökologische Wärme. Zusätzlich produzieren wir für 1.800 Haushalte grünen Strom aus Hackschnitzeln und Wasserkraft. Wir wollen aber mehr leisten. Mehr Sonnenstrom, Ausbau unseres Wärmepumpenprojekts. Die Nutzung der Energie aus Abwasser. All diese Themen sind für uns wichtig, und sie sind auch wichtig für Seefeld.
PZ: Die Strategie greift also für die Ortswärme und damit für das gesamte Plateau?
Andreas Glatzl: Die Strategie der Ortswärme ist es, grüne Energie für Seefeld zu liefern. Unser Slogan soll ja auch „Grüne Energie für das Plateau“ werden. Wir wollen als Dienstleister die sehr erfolgreiche Umwelt- und Energiestrategie unterstützen. Wenn wir für das Plateau eine nachhaltige Lösung im Energiebereich anbieten und dadurch auch autarker werden, dann profitiert ja auch das Land und die Republik davon. Dass es aktuell noch gefördert werden muss, ist der Bonus für die Frühstarter. Als Vorausdenker sehen wir uns strategisch genau da.
PZ: Wie funktioniert das Modell mit den Photovoltaikanlagen?
Andreas Glatzl: Wir bieten ja verschiedene Wege an, das eigene Objekt mit Photovoltaik zu versorgen. Im Prinzip sind wir die Drehscheibe für die vertragliche Abwicklung mit den Förderstellen und Stromnetzbetreibern und errichten Anlagen. Wenn wir eine Fläche haben, die sich für Photovoltaik eignet, dann können wir die Anlage liefern und die Anschlussarbeiten übernehmen. Ob wir die Fläche mieten oder die Anlage verkaufen ist dafür erstmal unerheblich. Wir wollen langfristig eine Million Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen. Energiegemeinschaften über #communergie zu bauen ist der Weg dazu. Der Startschuss für die Baumaßnahmen ist gefallen. Jetzt geht es an die Umsetzung.
PZ: Danke für das Interview und viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung.
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