Spektakuläre Aktion in Reith bei Seefeld. Wie bei Bausteinen im XXL-Format haben die ÖBB-Spezialisten am Pfingstwochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag das alte, 32 Tonnen schwere Tragwerk der Aulandbrücke mit einem Spezialkran herausgehoben. Die neue Brücke (450 Tonnen) wurde eingebaut und steht bereits für den Zugverkehr auf der Karwendelbahnstrecke zur Verfügung.
Bahnbaustellen sind wahrlich nichts für schwache Nerven. Die Arbeiten müssen meist nicht nur in engsten Zeitfenstern abgewickelt werden, um Streckenunterbrechungen und damit die Behinderungen für den Zugverkehr so kurz wie möglich zu halten. Auch die Lasten, die dabei bewegt werden, flößen Respekt ein. Die Kombination aus Zeitdruck und schweren Bauteilen macht Bauarbeiten für die ÖBB zu echten Herausforderungen. Das ist auch bei der aktuellen Sperre der Karwendelbahnstrecke nicht anders. Das Herzstück dieser Baustelle ist die Erneuerung der Aulandbrücke, die sich in Reith bei Seefeld über die Bundesstraße spannt.
Das alte, zu Beginn der Sechzigerjahre errichtete Stahltragwerk war am Ende seiner technischen Lebensdauer angelangt, die notwendige Erneuerung des Korrosionsschutzes wäre wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen. Daher entschlossen sich die ÖBB zu einem Neubau des Tragwerks. Die neue Brücke wurde parallel zur alten neben der Bahnstrecke errichtet. Mit Beginn der Streckensperre am 29. Mai musste alles schnell und präzise vor sich gehen: Die bestehende, rund 21 Meter lange und 32 Tonnen schwere Brücke wurde am Pfingstwochenende, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, mit einem Teleskopkran herausgehoben, auf einen Spezialtransporter verladen und über den eigens gesperrten Zirlerberg zu einer fachgerechten Verwertung abtransportiert. Wenige Tage später stieg der Puls der beteiligten Ingenieure und Techniker ein weiteres Mal an – ging es doch um Zentimeterarbeit: Die neue Brücke, die in den vergangenen acht Wochen unmittelbar neben der Bahnstrecke errichtet worden ist, wurde in einem präzisen Manöver an ihren endgültigen Platz geschoben. Die 450 Tonnen des neuen Tragwerks glitten dabei scheinbar mühelos über Teflon – bewegt von großen hydraulischen Pressen und Stahlseilen. Das Tragwerk legte dabei bei jedem Hub rund 60 cm zurück. Die ganze Aktion dauerte rund sechs Stunden und gestaltete sich sehr zur Freude aller Beteiligten völlig reibungslos.
Mit dem Brückeneinschub ist wohl der spannendste und sicherlich spektakulärste Teil der Baustelle gut über die Bühne gegangen, das Ende der Arbeiten bedeutet er aber noch nicht. In der Zeit bis zum geplanten Ende der Streckensperre am 15. Juni müssen die Arbeiter unter Hochdruck noch Gleisbett, Schienen, Sicherungsanlage und Oberleitung wiederherstellen. Vor der endgültigen Freigabe muss die Brücke mit der Belastungsprobe durch eine 80 Tonnen schwere Hercules-Lokomotive der Reihe 2016 ihre Feuertaufe bestehen. In den Neubau der Aulandbrücke haben die ÖBB rund 1,8 Mio. Euro investiert. Neben dem spektakulären Brückentausch erneuern die ÖBB im Abschnitt zwischen Innsbruck-Hötting und Seefeld auch ca. 5800 Meter Schienen und bauen knapp 2.300 neue Schwellen ein. 2.700 Tonnen neuer Gleisschotter werden eingearbeitet.
Für diese Arbeiten mussten vom 29. Mai bis 14. Juni die Karwendelbahn und von 5. bis 7. Juni die Seefelder Straße gesperrt werden. Die ÖBB bedanken sich auf diese Weise bei allen Bahnkunden und Straßenbenutzern für das Verständis und die Geduld. Es wurden Umleitungen bzw. ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
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