Die Marktgemeinde Mittenwald hat 2022 bei der Planungsgemeinschaft Stadt-Land-Verkehr ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches den 1992 erstellten verkehrstechnischen Rahmenplan evaluieren und Vorschläge für den fließenden und ruhenden Verkehr erstellen soll. Vergangen Woche fand die umfangreiche Präsentation im Mittenwalder Gemeinderat statt.
Ein wichtiges Ergebnis vorweg: Das Verkehrsaufkommen im Ortszentrum hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Der meiste Quell- und Zielverkehr kommt aus den umliegenden Nachbarorten. Nur auf der Umfahrungsstraße ist der Verkehr angestiegen. Für eine fluktuierende Wirtschaft muss man also den Verkehr von der Bundesstraße 2 verstärkt in den Ort holen und durch ein ausgeklügeltes System die Gäste anhalten, Geld im Ort auszugeben. Dazu benötigt es Maßnahmen zur Verkehrslenkung, ein Parkleitsystem, eine zielorientierte Parkraumbewirtschaftung und Verbesserungen für den Fußgänger- und Radverkehr.
Verkehrs- und Stadtplaner Andreas Bergmann stellte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung die Ergebnisse seiner Untersuchung vor: “Anhand der Verkehrszählungen haben wir uns ein paar Schwerpunktgebiete herausgenommen und diese genauer untersucht. Eines betrifft das Parken, wo es sehr unterschiedliche Regelungen gibt, die auch nicht gut kommuniziert werden. Um den Kfz-Verkehr in den Ort zu bringen, schlagen wir vor, am Bahnhof kostenfreie Auffangparkplätze zu schaffen, damit es die Gäste nicht weit ins Zentrum haben und dort Geld ausgeben, das sie sich beim Parken ersparen. Innerorts ist eine Parkraumbewirtschaftung nötig. Ein Parkleitsystem mit ampelfarbenen Hinweisschildern soll den Gästen klar machen, wo sie mit der Farbe grün viele günstige Parkplätze finden, oder rot eben nur solche die gebührenpflichtig sind. Zusätzliche Piktogramme weisen auf die dort befindliche Infrastruktur hin.”
Beim Radwegenetz schlug er vor, nicht überall Radwege zu bauen, sondern den Autoverkehr auf gemeinsam genutzte Bereiche hinzuweisen, damit die Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen. Auch aufs Fahrradparken müsse mehr Augenmerk gelegt werden. Für ältere Leute braucht es ebene Radfahrständer, damit sie die modernen schweren Räder nicht in die Höhe hieven müssen. Auch auf die breite der Lenker und die Bereifung ist zu achten. Da inzwischen viele Radfahrer mit E-Bikes unterwegs sind, braucht es innerorts Ladestationen. Auch verschiedene Radwegquerungen und den Einbau eines Minikreisverkehrs (Kreuzung Innsbruckerstraße-Riedkopfstraße) regte er an, um das Radfahren in Mittenwald attraktiver zu machen.
Besonders intensiv setzte er sich mit dem Verkehr im Zentrum auseinander. Unter anderem hat man die Verkehrsverlagerung in den drei Planfällen jeweils in mehreren Varianten untersucht und kam dabei zu folgenden Ergebnissen: Sollte es in der Bahnhofsstraße nicht zur Verbauung des Hallenbadareals kommen, sollten dort wegen des breiten Gehsteigs und der niedrigen Geschwindigkeit und Verkehrsfrequenz keine Maßnahmen gesetzt werden. In der Hochstraße schlug er eine Vollsperrung zwischen 10 und 5 Uhr früh wie in der restlichen Fußgängerzone vor. Außerdem solle man in der Mathias-Klotz-Straße, Goethestraße und Ludwig-Murr-Straße gestalterische Defizite angehen, da die Verkehrsfrequenz relativ moderat ist. Auch einer Sperrung der Untermarktstraße sei nicht sinnvoll, da diese zu Verkehrsverlagerungen auf die Partenkirchen- und Bahnhofstraße bzw. auf den Friedhofsweg zur Folge hätte. Auch dort schlug man eine Umgestaltung des Straßenraums unter Berücksichtigung des Radverkehrs vor.
Die Gemeinderäte bedankten sich beim Verkehrsplaner für die umfangreichen Anregungen, von denen einige sofort umgesetzt werden könnten. Man will in der Folge die Vorschläge aber noch einzeln diskutieren und erst dann beschließen, da man nicht mit allen Bereichen ad hoc einverstanden sei.
Bgm. Enrico Corongiu will das Ergebnis in mehreren Schritten debattieren und umsetzen (Foto: Archiv).