Wie Bürgermeister Jorgo Chrysochoidis aus Leutasch kurz vor Redaktionsschluss dieser OR-Ausgabe mitteilte, gelten voraussichtlich ab Frühjahr am Plateau entlang der gesamten B177 Abfahrverbote für den Durchreiseverkehr. Auch eine Dosierampel im Bereich Playcastle in Fahrtrichtung Innsbruck wird geprüft. Auf Initiative vom Landrat Anton Speer hat auch im Landkreisamt Garmisch-Partenkirchen ein länderübergreifendes Abstimmungsgespräch stattgefunden und wurde eine gemeinsame Vorgehensweise aller Gemeinden entlang dieser Transitroute festgelegt.
Die Bürgermeister des Seefelder Plateaus haben in den vergangenen Wochen intensive Gespräch mit dem Land Tirol und dem Landkreisamt Garmisch-Partenkirchen betreffend die steigende Verkehrsbelastung der Plateaugemeinden geführt. Die vergangenen Reisewochenenden haben wiederum gezeigt, dass bei entsprechender Überlastung der B177 Seefelder Straße die einzelnen Orte vom Ausweichverkehr massiv belastet sind. Auf den diversen Gemeindestraßen kann dadurch die Sicherheit und Flüssigkeit des Verkehrs nicht mehr gewährleistet werden, weshalb von den Bürgermeistern entsprechende Entlastungsmaßnahmen gefordert wurden.
Hierzu hat bereits am 29. Jänner 2024 ein Termin mit Landeshauptmann Anton Mattle und Vertretern des Amtes der Tiroler Landesregierung mit den politischen Vertretern aus Leutasch, Reith bei Seefeld, Scharnitz und Seefeld stattgefunden. Bei diesem Termin wurde die Einführung von Abfahrverboten auf der B177 Seefelder Straße und die Prüfung von verschiedenen Entlastungsmaßnahmen gefordert. Nachdem auch die Gemeinden auf Bayrischer Seite massiv vom Ausweichverkehr betroffen sind, hat am 21. Februar 2024 auf Einladung von Landrat Anton Speer im Landkreisamt Garmisch-Partenkirchen ein länderübergreifendes Abstimmungsgespräch stattgefunden und wurde eine gemeinsame Vorgehensweise festgelegt.
Am 22. Februar 2024 hat es dazu nochmals einen gemeinsamen Termin mit der Abteilung Verkehrsrecht vom Amt der Tiroler Landesregierung sowie Vertretern der Polizei, Landesstraßenverwaltung und der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck gegeben, auf Drängen der Bürgermeister konnte man sich auf entsprechende Entlastungsmaßnahmen für die Gemeinden am Seefelder Plateau einigen. Ab Frühjahr werden jeweils von Freitag bis Sonntag für sämtliche Abfahrten der B177 Seefelder Straße Abfahrverbote für den Durchreiseverkehr verordnet, sodass die Gemeindegebiete ausschließlich für den Zielverkehr befahren werden dürfen. Diese Abfahrverbote sind sowohl in Fahrtrichtung Süden als auch in Fahrtrichtung Norden vorgesehen.
Zudem wird die Möglichkeit der Installation einer Dosierampel im Bereich Playcastle in Fahrtrichtung Innsbruck geprüft, womit einer Überlastung des Zirler Berges im Zuge der bevorstehenden Baumaßnahmen auf der A12 im Bereich Zirl Ost genauso entgegengewirkt werden kann wie Verkehrsüberlastungen durch die Sanierung der Luegbrücke an der A 13 und den Ausweichverkehr bedingt durch eine allfällige Einführung einer Fernpass-Maut.
„Die letzten Wochen haben gezeigt, dass wir alle an einem Strang ziehen müssen, um nicht vom Verkehr überrollt zu werden. Eine Richtungsweisende Entscheidung für alle Gemeinden am Seefelder Plateau, zum Schutz unserer Bevölkerung. Auch in Hinblick auf eine bevorstehende Bemautung am Fernpass werden diese Maßnahmen definitiv Wirkung zeigen und die Ausweichroute über die B177 unattraktiv machen!“, so Bgm. Jorgo Chrysochoidis von der Gemeinde Leutasch. Bgm. Mag. Dominik Hiltpolt von der Gemeinde Reith bei Seefeld ergänzt: „Es freut mich, dass nun unsere Forderung nach Abfahrverboten auf das niederrangige Straßennetz am Seefelder Plateau rasch umgesetzt wird. Nur so können zu den Hauptreisezeiten unsere Ortsgebiete wirksam vor dem Ausweichverkehr geschützt werden.“
Ab wann diese Abfahrverbote gültig sind und wie diese im Detail umgesetzt werden wird derzeit von den zuständigen Behörden des Landes ausgearbeitet. Alle Plateau-Bürgermeister gaben ihrer Freude darüber Ausdruck, dass es nun endlich auch zu einem Schulterschluss mit den benachbarten Gemeinden in Bayern geben wird.
Presseaussendung aus Bayern:
Verkehrschaos im Oberland in großer Runde thematisiert
Die vergangenen beiden Samstage in den bayerischen Faschingsferien haben insbesondere im Oberen Isartal als auch im Loisachtal keine guten Erinnerungen hinterlassen. Viel zu viele Fahrzeuge durchstreiften vor allem das südliche Gebiet des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Ortsstraßen wurden auf lange Zeit blockiert, selbst kleinste Straßen bekamen ungebetenen „Besuch“ von Urlaubenden.
Die Sorgen und Nöte aus der Bevölkerung, herangetragen an die örtlichen Kommunalpolitikerinnen und – politiker, blieben nicht ungehört. Auf Initiative von Mittenwalds Bürgermeister Enrico Corongiu bat Landrat Anton Speer hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter aus dem Oberland und aus Tirol an einen Tisch. Beim gemeinsamen Gespräch wurde deutlich, dass es mitunter kleine Lösungen geben könnte, aber eine gemeinsame Lösung nur auf überregionaler Ebene gefunden werden kann, um insbesondere Transitverkehr auf die übergeordneten Straßen zu bringen oder dort zu belassen.
Neben Landrat Anton Speer kamen Landrat Josef Niedermaier aus dem Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sowie der Bezirkshauptmann des Bezirks Innsbruck-Land Michael Kirchmair zu der Besprechung im Sitzungssaal des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen. Bei einem Austausch mit der Bürgermeisterin des Marktes Garmisch-Partenkirchen Elisabeth Koch, einzelnen Bürgermeistern / Vertretern aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen sowie aus dem Gebiet des Seefelder Plateaus, mit Repräsentanten der Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen, der Polizeiinspektion Seefeld sowie der Landespolizeidirektion Tirol und dem Staatlichen Bauamt Weilheim bzw. des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen wurde das Ausmaß für die endlosen Staus auf bayerischer und Tiroler Seite ergründet. Ein großes Problem: die Navigationsgeräte. Sie stellen in Sekunden neue Wege dar, um den kürzesten Weg zum Ziel zu finden. Nicht immer auf Straßen, die eigentlich dafür gedacht sind.
Deutlich dabei wurde mitunter auch, dass sich die bundesdeutsche Rechtsprechung gerade hier von der österreichischen unterscheidet, um präventiv den Verkehr zu leiten oder an bestimmten Stellen sogar zu unterbinden. Auf deutscher Seite wird nunmehr ermittelt, welche Möglichkeiten die einzelnen Kommunen selbst und das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen für den Landkreis haben, um den Verkehr aus den Ortschaften und aus Seiten- und Nebenstraßen zu bannen. Hierzu soll zusammen mit der Regierung von Oberbayern und in enger Kooperation mit der Polizei rechtlich geprüft werden, inwieweit Gemeinden und Kreisverwaltungsbehörde hier tätig werden dürfen, um die Bevölkerung vor diesem Verkehrsausmaß zu schützen.
Einhellig war die Meinung bei den Vertreterinnen und Vertretern, dass nur eine gemeinsame, überregionale Lösung für weniger Verkehrschaos sorgen kann.
Aus diesem Grund wird über die Mobilitätsbeauftragte des Landratsamtes eruiert, ob es eine
Möglichkeit gibt, mit den verschiedenen Euregio-Zusammenschlüssen, die im betreffenden
Alpengebiet vorhanden sind, ein Projekt aufzutun, um die Verkehrsflüsse zu ermitteln und
daraus überregional Schlüsse zu erzielen. Weiterhin wurde ein Verkehrskongress angeregt, der
auch Vertreterinnen und Vertreter des Bundes, des Freistaates Bayern und des Landes Tirol zu
Gast haben soll, um auf die örtlichen Probleme aufmerksam zu machen und rechtliche
Lösungen zur Handhabe vor Ort zu erarbeiten.
Weiterhin wurde vereinbart, mindestens einmal jährlich in dieser Runde zusammenzukommen,
um auch über Verkehrsprobleme auf beiden Seiten der deutsch-österreichischen Grenze im
Austausch zu bleiben.
Landrat Anton Speer unterstützt dieses Vorhaben: „Es kann nur eine großräumige Lösung
geben.“
Ein Teil der Besprechungsteilnehmer zusammen mit Landrat Anton Speer (Foto: Landratsamt Garmisch-Partenkirchen).