Vier Umfahrungsvarianten hat das Land Tirol rund um den Reither Ortsteil Leithen geprüft, durch den täglich bis zu 24.000 Autos rollen. Vier Varianten (eine entlang der Karwendelbahn, eine kurze im Süden von Leithen und zwei Langvarianten ab der Linserkurve) wurden nach unterschiedlichsten Kriterien auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Das klar beste Ergebnis erreichte die kurze Südvariante, die nach Vorstellung in einem Ortsteilgespräch vom Reither Gemeinderat auch einstimmig für die Planungsphase empfohlen wurde. Bgm. Dominik Hiltpolt hofft auf eine Umsetzung im Laufe von ca. zehn Jahren.
Auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens hatte es die Umfahrung Leithen sogar ins schwarz-grüne Tiroler Regierungsübereinkommen geschafft. Nahezu alle Bewohner des Ortsteils unterzeichneten die Online-Petition „Umfahrung muss her, Leithen erstickt im Verkehr!“ Die Reither Firma Planoptimo von Dr. Helmut Köll führte im Auftrag der Tiroler Landersregierung eine Variantenstudie durch, deren Ziel es war, verschiedene Trassen zu finden, wo eine Umfahrung des Ortsteils umsetzbar wäre.
„Die vier ausgewählten Korridore wurden geprüft, welche Auswirkungen sie auf Verkehr, Mensch, Raum und Umwelt hätten“, so DI Martin Kapeller-Pavlu von Planoptimo beim Ortsteilgespräch. „Drei Varianten stellten sich dabei als schwer umsetzbar heraus. Bei der kleinen Variante entlang der Karwendelbahn müsste man durch das Naturschutzgebiet. Die kürzere Variante von der Linserkurve zum Meilerhof ist zu steil und geologisch schwer zu realisieren, die lange Variante zur Einfahrt Auland ist die teuerste, durchquert Schutzwald und Quellgebiete der Gemeinden Zirl und Pettnau und wäre bis in den Bezirk Imst hinein auf lange Sicht optisch sichtbar.“
DI Dr. Christian Molzer, Vorstand der Landesabteilung Verkehr, ergänzte: „Diese Variante widerspricht auch den derzeitigen politischen Interessen des Landes, da man die Leistungsfähigkeit der Zirlerbergstraße auf keinen Fall erhöhen möchte. Gegen eine lange Variante spricht auch die Finanzierbarkeit, denn nur die kurzen Varianten wären aus den laufenden Straßenbudgets heraus zu finanzieren und daher im optimalen Fall in fünf Jahren umsetzbar!“ DI Markus Pichler (Planoptimo) stellte schließlich jene Variante genauer vor, die man am ehesten umsetzen könnte: „Sie führt von der Wiese beim Busumkehrplatz am Ende des Zirlerbergs durch den Bogenschießplatz, um einen kleinen Hügel südlich von Leithen zur sogenannten Koatlacke und wird dann kurz vor dem Meilerhof wieder in die bestehende Zirlerbergstraße eingebunden! Vorteile dieser Varianten sind, dass nur wenig Kulturgrund in Anspruch genommen werden muss. Sie ist zwischen 210 und 500 Meter vom bewohnten Gebiet entfernt und weist ein Gefälle von maximal 12 Prozent auf. Mit nur zwei Kilometern Länge ist sie relativ leicht und rasch umzusetzen!“
Die Bürger von Leithen wandten ein, dass sich durch die kurze Variante zwar die innerörtliche Belastung geringer würde, diese aber ein schönes Naherholungsgebiet durchschneidet, eine gewisse Feinstaubblastung erhalten bliebe und das Problem Zirlerberg damit keineswegs gelöst werde. Der ehemalige LH-Stv. Ernst Fili, der in Leithen wohnt, rief zur Vernunft auf: „Die Politik wird dort Geld investieren, wo sich die Leute einig sind. Die kleine Südvariante ist am einfachsten zu realisieren und wir sollten daher geschlossen für diese Variante eintreten!“
Ein Bürger hatte eine eigene Planvariante mitgebracht: Sie sah eine 1,1 km lange Untertunnelung des Weilers vor. DI Molzer: „Wir haben auch diese Möglichkeit geprüft und sie wieder verworfen, da man für den Tunnel einen Lüftungsschacht und eine Feuerwehrzufahrt bräuchte. Diese kämen dann direkt in den Leithener Wiesen heraus. Außerdem sprechen die Kosten dagegen!“
Wirt Peter Scholl vom Gasthof Hirschen war eher gegen diese Variante: „Mein Gastronomiebetrieb lebt zu 50 Prozent von der Straße. Doch da wäre der Verlust noch zu verkraften, da das Gasthaus in einem ruhigen Ort auch eine Aufwertung erfahren würde. Als Landwirt, dessen Felder durch diese Variante aber am meisten beeinträchtigt werden, kann ich einem Straßenbau aber auf keinen Fall zustimmen, da ich der Hauptbetroffene wäre. Wenn man diese Variante wählt, müsste man zumindest eine Unterflurtrasse andenken.“ Sein Vater Rudi meinte: „Die einzige wirkliche Lösung für das Zirlerbergproblem wäre, die Straße bis kurz vor Eigenhofen zu führen und sie dann durch den Berg hinter Seefeld zu führen.
Nachdem alle Seiten klar stellten, dass es sich vorerst nur um einen Strich in der Landschaft handelt und keineswegs um ein einreichfähiges Straßenprojekt und die berechtigten Bürgerinteressen durchaus noch im Planungsprozess einfließen könnten, konnten die Gemeinderäte doch eine positive Grundstimmung aus der Ortsteilversammlung mitnehmen. Sie sprachen sich daher auch bei der jüngsten Gemeinderatssitzung einstimmig für die kurze Südvariante aus und beauftragten das Land mit den weiteren Planungsmaßnahmen. Bgm. Dominik Hiltpolt: „Ich möchte die Erwartungen, was den Umsetzungszeitraum betrifft, nicht zu hoch ansetzen!“ VBgm. Friedl Berger ergänzte: „Wir sollten keinesfalls Zeitdruck erzeugen, sondern vor allem berechtigte Anrainerinteressen in die Planung einfließen lassen und die Straße teils mit Lärmschutzmaßnahmen, teils Unterflur umsetzen. Nur eine gute Lösung wird die Einigkeit unter den Bürgern von Leithen erhalten!“
Subscribe to Updates
Get the latest creative news from FooBar about art, design and business.
Previous ArticleHotel Tyrol wird nach Neubau “The Spine”
Next Article Scharnitzer Pensionisten auf Schloß Tratzberg